Firmenchronik
Firmenchronik von Robert Pescosta

Robert Pescosta

Am 28. Mai 2013 wurde die Firma „Robert Pescosta & Co.“, die seit 51 Jahren besteht, neben 27 anderen traditionsreichen Unternehmen, im Rahmen eines Festaktes in Bozen, von der Handelskammer mit einem Diplom und einer Goldmedaille prämiert. Wir haben uns mit Robert Pescosta, einem vielseitigen und weitum bekannten Lorenzner unterhalten, der noch nicht ans Aufhören denkt und mittlerweile ein stattliches Alter erreicht hat.

 



Am 28. Mai 2013 erhielt Robert Pescosta von Handelskammerpräsident Michl Ebner und Landeshauptmann Luis Durnwalder (hier im Bild) eine Goldmedaille und ein Diplom für seinen jahrzehntelang erfolgreich
geführten Betrieb überreicht.










Robert Pescosta hat neben sportlichen Aktivitäten auch die Jagd als Hobby.

 

 

 

 

Die Firma „Pescosta Böden“ gibt es nun seit über 50 Jahren. Woher stammen Sie, und wie ist der Betrieb entstanden?
Ich bin als achtes Kind einer Bergbauernfamilie in Ellen aufgewachsen und blieb bis zum 19. Lebensjahr auf dem Hof. Als vierter Bub in der Familie bin ich vom Militär befreit worden, und so begann ich eine Arbeit bei einer Firma in Bozen, die sich auf Kunststoff-böden spezialisiert hatte. Meine Ausbildung dauerte ca. sechs Jahre. Da ich nur die Grundschule besucht hatte, absolvierte ich die Abendmittelschule, später die Marco-Polo-Schule und mehrere Aufbaukurse. Ich wollte mir die nötigen Kenntnisse aneignen, um mich selbständig zu machen. 1962 meldete ich das Gewerbe an, Böden zu verkaufen. Ich startete in Montal mit einem Magazin und einem kleinen Zimmer mit Büro. Später  entstanden ein größeres Magazin und ein Wohnhaus. Die damaligen Verkaufsschlager waren die Teppichböden, doch gab es beim Teppichboden das Problem, dass dieser leicht ausfranste. Ich entwickelte einen schnittfesten Teppichboden, ein Neuheit in der damaligen Zeit. Dafür ließ ich eine Fabrik beauftragen, diesen zu produzieren und suchte Faser und Träger selbst aus. Jahrzehntelang machte ich gute Geschäfte mit dem „Montaflor“, so benannte ich den Teppichboden nach der Ortschaft Montal. Unser Betrieb befand sich unter den ersten drei erfolgreichsten der Provinz, mit ca. zehn Mitarbeitern. 40 Jahre lang arbeitete mein Bruder Franz als rechte Hand im Betrieb mit. Franz oder ich waren meistens beim Verlegen der Böden dabei. Ich konnte auf gut geschulte Mitarbeiter zählen. Manchmal hieß es einfach: „Schick mir den Franz!“ und es hat gepasst.  Ein Betrieb muss sich ständig neuen Situationen anpassen und sich laufend weiterentwickeln.

Wie gelang es Ihnen, den Betrieb jahrzehntelang zu führen?

Um den Betrieb über Jahrzehnte zu halten, haben wir uns weitergebildet und uns nebenbei ein zweites Standbein aufgebaut. So spezialisierten wir uns zehn Jahre lang auf Flachdachabdichtungen. Ich absolvierte hierfür eine Ausbildung in Deutschland. Als später andere Betriebe im Lande aufholten, stiegen wir auf die Verlegung von Kunstrasen um, den wir auch vermarkteten. Waren es früher die Teppichböden und Linoleumböden, so wird heute viel in Holz natur, möglichst massiv verkauft. Die Vinylböden verkaufen wir mittlerweile gut. Diese sind aus Kunststoff, sind jedoch qualitativ hochwertiger als Laminatböden.  Dass sich die Wirtschaft heute in diese Richtung entwickelt hat, hätte ich noch vor 10-15 Jahren nicht glauben können. Wenn eine Bestellung über China läuft, kommt es auch mal vor, dass man ein halbes Jahr auf die Ware warten muss. Zu meinem Bedauern ist jeder Betrieb nur mehr eine Nummer.  Früher  war  das  anders:  Wenn man ehrlich und fleißig war, konnte sich ein Betrieb einen Namen machen. Es zählte das Wort. Heute erstellt man zehn Angebote und hat noch keine Garantie, ob man einen Auftrag erhält. Damals bekamen wir umgehend einen Auftrag erteilt und wussten, dass bezahlt wird, auch wenn wir das Geld manchmal Jahre danach erhielten. Die Wirtschaft im Lande blühte auf. Man aß noch nicht im Gasthaus zu Mittag, sondern war für die Verpflegung der Arbeiter mitverantwortlich. Die Frau kochte zu Hause für die Arbeiter mit.

Sie  waren  und  sind  auch  heute noch sportlich aktiv?
Ja, ich war samstags und sonntags fast immer im Einsatz für sportliche Belange. Lange Zeit war ich Sportreferent der Gemeinde und Vizepräsident  des  Amateursportvereins von St. Lorenzen. Ich war aktiv dabei in der Sektion Judo, bis zum 1. Dan (Schwarzgurt). Wir waren ein gutes Team zusammen mit Pallua, Schifferegger, Rücker und Leimegger. Die Trainer der Nationalmannschaft in Judo kamen zu uns und machten Urlaub. Dabei nutzte ich die Gelegenheit und lernte viel dazu. Von den rund 600 nationalen Vereinen, die es zu jener Zeit gab, war St. Lorenzen unter den ersten drei. Ich nahm unter anderem an Wettkämpfen in Deutschland, Österreich, Belgien und Frankreich teil. Zudem  war  ich  aktiver  Wehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr  in  Montal.  Die  Familie  ist durch die zahlreichen Tätigkeiten in den Vereinen sicher zu kurz gekommen und auch der Betrieb hat darunter gelitten.   Auch heute betreibe ich Sport. Mit 60 Jahren habe ich mit Snowboard fahren begonnen. Ich wollte nämlich beim Paragleiten, was ich schon länger betreibe, mit dem Brett starten und mit dem Brett landen. Eine gute Körper beherrschung habe ich mir durch das Judo-Training angeeignet. Mein  Hobby  ist  nun  die  Bewirtschaftung einer Alm in Gsies. Zwei- bis dreimal die Woche fahre ich auf die Alm. Ich brauche nach wie vor körperliche Ertüchtigung als ehemaliger Bergbauernbub.  
 
Sie haben viel ausprobiert und haben sicher von interessanten Begebenheiten in Ihrem Leben zu berichten…
Ja, da gibt es einiges zu erzählen. Einmal begleitete ich die Sektion Rodeln zum Polarkreis, zur Stadt Murmansk. Wir machten dort im Freien ein Feuer und aßen gemeinsam zu Mittag, wo wir allmählich in Feierstimmung kamen. Ein polnischer Sportlehrer erlaubte sich den Spaß, mich auf den Kopf zu stellen. Ich wollte mich mit einem Judotrick, einem Fußfeger bei ihm revanchieren, doch steckte der Fuß des polnischen Sportlehrers so tief im Schnee, dass ich ihm den Fuß brach. Wir haben uns auf diese Weise kennengelernt. Der Sportlehrer arbeitete später 10 Jahre lang in unserem Betrieb mit. Mit Michail habe ich immer noch Kontakt und habe ihn auch in Polen besucht. Ich wollte in Polen einen Betrieb aufmachen und fuhr mit meinem Schwiegersohn hinüber, um alles in die Wege zu leiten. Als uns dort das Auto und sämtliches Bauholz gestohlen wurden, verkaufte ich alles und ließ es bleiben. Eine  sehr  gute  Freundschaft pflegte ich zu einem der reichsten Männer in der Schweiz, der sieben Fabriken besaß und vier Sprachen beherrschte.  Er  selbst  lebte  ganz bescheiden. Als er mich in Montal besuchte, wollte er lieber zu Hause oder mit Arbeitern zusammen essen. Er lud mich nach Schottland zur Jagd ein, wo er 2400 ha Landgut besitzt. Er arbeitete bis zum 90. Lebensjahr im Betrieb mit. Ich habe von ihm geschäftlich viel gelernt und bin heute noch mit seinen Kindern und Enkelkindern in Kontakt.

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